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FemPreneurship Academy – Innovative und integrative Seite des Unternehmertums

Frauen im Unternehmertum sind ein wichtiger Abschnitt der wirtschaftlichen Entwicklung und eine wirksame Methode zur Verwirklichung einer demokratischen Gesellschaft auf der Grundlage der Gleichstellung der Geschlechter. Das Unternehmertum hat somit die Kraft, die Wirtschaft und die Gesellschaft zu verändern und fördert Innovation, Vielfalt und die Selbstermächtigung von Frauen.

 

 

Es verringert nicht nur die Arbeitslosigkeit von Frauen durch die Selbständigkeit, sondern bietet ihnen auch Chancen für den Einstieg in die Erwerbstätigkeit oder im Alter. Im Herbst 2020 wurden 64 Prozent der Start-ups in Österreich ausschließlich von Männern gegründet. Demgegenüber wurden nur 9 Prozent der Startups ausschließlich von Frauen gegründet. Obwohl Frauen die Mehrheit in der Weltbevölkerung stellen, sind sie im Unternehmertum immer noch in der Minderheit und Frauen mit Behinderungen sind von ungleichen Bildungs- und Ausbildungschancen besonders betroffen. Sie werden also doppelt diskriminiert – aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Behinderung, was sie zu einer der verletzlichsten und am stärksten marginalisierten Gruppen in der heutigen Gesellschaft macht. Jede Frau hat unabhängig von ihrer Behinderung das Recht auf uneingeschränkte Teilhabe an allen Aspekten des Lebens, einschließlich inklusiver Bildung und Beschäftigung sowie auf Zugang zu Entscheidungen die das Leben bestimmen. Aus diesem Grund hat Jamba – Karriere für Alle gemeinsam mit seinen Partnern – der Austrian-American Partnership Fund (US-Botschaft in Österreich) und der Wirtschaftsagentur Wien – eine digitale und barrierefreie FemPreneurship Academy gestartet. Während der sechswöchigen Akademie vermittelte Jamba multidisziplinäres Wissen im Bereich Unternehmertum und Selbstständigkeit sowie mentorielle Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung einer Geschäftsidee. So lernten die Teilnehmerinnen, Frauen mit Behinderungen und/oder chronischen Krankheiten sowie Mütter von Kindern mit Behinderungen, in verschiedenen Modulen etwas über Leadership und Eintauchen in das Unternehmertum, Startup-Ideen und Value Proposition, Business Modeling und Go-To-Marketing-Strategie, Marketing und Vertrieb, Finanzen und Fundraising und – nicht weniger wichtig – Pitching und Präsentationstechniken. Neue Fähigkeiten und Kenntnisse wurden den Teilnehmern von anderen Fachleuten vermittelt, die Erfahrung im Unternehmertum haben und selbst Inhaber von Sozialunternehmen sind oder in verschiedenen Organisationen in leitenden Positionen Karriere gemacht haben. Diese Fachleute, Trainer und Redner waren ebenfalls eine vielfältige Gruppe aus Österreich und den USA, darunter auch Frauen mit Behinderungen. 

 

„Wir wollen Teilhabe, Sichtbarkeit und Chancen“

 

Die Teilnehmer der Akademie hatten unterschiedliche berufliche Hintergründe, Altersgruppen und Berufserfahrungen und wiesen verschiedene Behinderungen auf. Regina möchte einen sozialen Verein gründen, der in schwierigen sozialen Verhältnissen lebenden  Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen im Bereich der Bildung unterstützt und ein Netzwerk von Sozialarbeitern, Psychotherapeuten und Coaches knüpft. Es sollen aber auch kostenlose Aktivitäten und Workshops zu verschiedenen Themen angeboten werden. Regina ist hochgebildet und interessiert sich für tibetisches Heil-Yoga, Golf, Lesen und geselliges Beisammensein mit Freunden und Familie. Sie würde sich gerne mit einem Partner, der ihre Ideen teilt, selbstständig machen. Durch die Teilnahme an diesem Projekt erhielt sie Einblick in alle wichtigen Aspekte der Unternehmensgründung und bezeichnet das Projekt als inspirierend, bereichernd und motivierend.

 

Laura wurde dieses Jahr mit Fibromyalgie diagnostiziert. Obwohl sie sich, wie sie sagt für dieses Programm beworben hat um neues Wissen über Unternehmensgründungen zu erlangen, und keine konkrete Geschäftsidee hatte, hat sie das Programm mit zwei Ideen beendet. Bei der einen geht es darum, das Bewusstsein für Fibromyalgie durch Blogs und soziale Netzwerke zu schärfen, weil sie feststellte, dass sie nicht viele Informationen über die Krankheit finden konnte und es Möglichkeiten zur Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch gibt. Ihre andere Idee wäre ein kleiner Laden für gehäkelte Produkte, denn für sie ist das Häkeln trotz der Schmerzen in ihren Händen sehr meditativ und entspannend. 

 

Die einzelnen Module sowie die Gastvorträge fand sie sehr spannend, weil sie zum ersten Mal konkrete Ideen und Beispiele aus der lokalen Gemeinschaft hören konnte. „Es war für mich sehr hilfreich, die Theorie in den Übungen sowie die interaktive Gestaltung anzuwenden, und die Dozenten hatten immer einen praktischen Zugang zu den Themen, was für mich zu neuen und lehrreichen Aspekten führte. Außerdem wusste ich nicht, dass es in Österreich so viele Fördermöglichkeiten gibt. „

 

Natalia möchte den Alltag von blinden und sehbehinderten Menschen durch Bildung in Schulen und Betrieben näher bringen, denn wie sie sagt „es ist notwendig, die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen und die Wahrnehmung für andere und sich selbst zu stärken.“ Als Mutter eines behinderten Kindes möchte Zuzana die Integration junger Menschen mit unsichtbaren Behinderungen wie Autismus durch soziales Unternehmertum stärken. Eine kleine, sichere Gemeinschaft, eine anregende Umgebung, eine sinnvolle Zeit und soziale Kontakte für junge Menschen mit Autismus und ihre Familien. „Ich hatte die Gelegenheit, andere Frauen kennenzulernen, die es schwerer haben als ich und die zu ihnen passen. Ich kann sagen, dass das Programm für mich nicht nur lehrreich, sondern auch therapeutisch war“, sagt Zuzana. Barbaras Wunsch ist es, ihre Idee auf dem Gebiet der orthopädischen Schuhe und Gehhilfen weiterzuentwickeln. „Meine Mission ist es, Frauen mit Behinderungen Produkte zur Verfügung zu stellen, mit denen sie sich fortbewegen können und in denen sie sich schön fühlen“, sagt sie.

 

Julia kämpft mit einer unsichtbaren Behinderung und einer chronischen Krankheit, die ihr Leben vor ein paar Jahren verändert hat. „Das chronische Müdigkeitssyndrom beherrscht jetzt meinen Alltag und gehört zu mir wie ein kleines Kind um das ich mich ständig kümmern muss“, sagt Julia, die durch die Situation in der sie sich befand  zu ihrer Geschäftsidee geführt wurde. Humanressourcen seien auch wichtig, damit die Menschen die Stärken und nicht die vermeintlichen Schwächen sehen. Deshalb möchte sie eine App entwickeln, die Frauen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten auf dem Arbeitsmarkt mehr Sichtbarkeit verschafft. „Ursprünglich habe ich mich für die Akademie beworben, weil sie mir eine gute Möglichkeit zur Weiterbildung zu sein schien. Nach dem ersten Modul wurde mir meine Idee klar, die schon lange unbewusst in mir geschlummert hatte. „

 

Fürsorgliches Unternehmertum zum Wohle der Gemeinschaft

 

Wir stehen als Gesellschaft vor vielen Hindernissen die es schwierig machen, das Problem der Stärkung von Frauen im Unternehmertum zu lösen, angefangen bei der traditionellen Sichtweise der Rolle der Frau in der Gesellschaft, dem Mangel an institutioneller und familiärer Unterstützung, dem schwierigen Zugang zu Finanzmitteln und Netzwerken bis hin zum Fehlen von Mentoring und Zugang zu unternehmerischen Netzwerken. Dennoch wird die Bedeutung von Frauen im Unternehmertum in vielen strategischen Dokumenten der EU anerkannt.

 

Unabhängig davon, ob die Teilnehmerinnen mit einer konkreten Idee in das Programm eintraten oder diese während des Programms entwickelten, sind sich alle einig, dass professionelle Beratung, Wissen und Erfahrung sowie die Möglichkeit, sich Hilfe zu holen, im Prozess der Selbstständigkeit äußerst wichtig sind. Alle Teilnehmerinnen betonten die außerordentliche Bedeutung der Vernetzung mit anderen Frauen mit und ohne Behinderung auf allen Ebenen sowie den gegenseitigen Informations- und Wissensaustausch und die Bedeutung der digitalen Verfügbarkeit der von der Akademie angebotenen Inhalte. Die Vernetzung erfolgreicher Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen stärkt die Gesellschaft. Eines Tages werden sie diejenigen sein, die in ihrer Gemeinschaft lehren, helfen und die Erfahrung des Unternehmertums weitergeben. Aus diesem Grund sind solche Programme wertvoll und notwendig und Jamba plant, die Akademie weiterhin jährlich zu organisieren, aber auch das Programm auszuweiten und im nächsten Jahr in Bulgarien einzuführen.

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